Das Telgter Hungertuch von 1623 feiert Geburtstag
Im Jahre 1623, während des 30-jährigen Krieges, fertigten adlige Damen aus Telgte in mühevoller Filetstopfarbeit das bedeutende Fastentuch, welches bis 1907 in der örtlichen Kirche St. Clemens und St. Sylvester zur Passionszeit den Altarraum verhüllte.
1633 wütete die Pest in Europa und die Oberammergauer Bevölkerung legte das Gelübde ab, alle zehn Jahre das Leiden und Sterben Christi aufzuführen, wenn das Dorf von der Pest verschon bliebe. Das Versprechen wurde erhört und 1634, ebenfalls während des 30-jährigen Krieges, wurden die ersten Passionsspiele aufgeführt.
Diese beiden Ereignisse werden nun in einer Ausstellung zusammengeführt.
Das Telgter Fastentuch besteht aus 33 Bildfeldern, die die Passionsgeschichte, Symbole der vier Evangelisten, das Lamm Gottes sowie fünf Szenen aus dem Ersten (Alten) Testament zeigen. Das letzte Feld gibt über den Anlass der Entstehung und die Datierung Aufschluss: „Zum Gedächtnis an das heilbringende Leiden und zur Zierde der Telgter Kirche im Jahre des Herrn 1623 mit spitzer Nadel gestickt.“ Die Oberammergauer Passionsspiele erzählen die gleiche Geschichte und sogenannte lebende Bilder präsentieren teilweise die gleichen Szenen aus dem Ersten Testament wie auf dem Hungertuch abgebildet.
Gewänder und Requisiten aus den Passionsspielen sowie filigrane Schnitzereien, Hinterglasbilder und Rauminstallationen aus dem Oberammergau Museum nehmen die Besucherinnen und Besucher mit auf eine sinnliche und poetische Reise, auf der sie die Bedeutung der Passionsgeschichte und das Geheimnis von Verhüllung und Offenbarung entdecken können.
Das Konzept der Ausstellung basiert auf Ideen aus der Ausstellung (IM)MATERIELL, die bis zum Februar 2023 im Oberammergau Museum gezeigt wurde. Darin wurde die Museumssammlung fast vollständig verhüllt. Diese Idee der Verhüllung von Räumen und Objekten mit Stoffen von Gewändern der Passionsspiele wurde von den Museumsleiterinnen Dr. Constanze Werner und Dr. Anja Schöne für die Telgter Ausstellung neu gedacht und konzipiert, um den Verhüllungsgedanken von Fastentüchern mit künstlerischen Installationen zu visualisieren. Die künstlerische Umsetzung lag in den Händen von Michaela Johanne Gräper.
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www.oberammergaumuseum.de
Pressemitteilungen
Erfolgreiche Ausstellung zum Telgter Fastentuch
Mit knapp 2000 Besucherinnen und Besuchern ist die Ausstellung zum 400-jährigen Jubiläum des Telgter Fastentuches „Verhüllen und Offenbaren“ zu Ende gegangen. Darunter waren auch viele Schulklassen, für die es einen interessanten Workshop gab. Für die Ausstellung war gemeinsam mit dem Oberammergau Museum ein künstlerisches Konzept entwickelt worden, um den Gedanken sakraler Verhüllung sinnlich erlebbar zu machen. So war der Raum vor dem Hungertuch so verhüllt, dass man nur das Fastentuch sehen konnte. Alle Verhüllungen erfolgten mit Stoffen ehemaliger Passionsgewänder. „Viele Besucherinnen und Besucher haben die Passionsspiele in Oberammergau gesehen und wollten sich noch einmal die aufwändigen Gewänder ansehen,“ erläutert Museumsleiterin Dr. Anja Schöne den Erfolg. Die nächsten Ausstellungen sind bereits in der Vorbereitung. Am 28. Mai wird bereits die Ausstellung „Abschied nehmen. Sterben, Tod und Trauer“ eröffnet.