VR-Animation zur Entstehung und Verwendung des Telgter Fastentuches von 1623
Die Tür des Pastorates geht auf. Heraus tritt Bitterus Willge, Propst der Telgter Kirchengemeinde zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Er kündigt eine Zeitreise in die Fastenzeit des Jahres 1623 an. Zusammen mit Catarina Droste, die nachweislich am Telgter Hungertuch gearbeitet hat, führen sie durch die Entstehungsgeschichte während des 30-jährigen Krieges und die Verwendung des Telgter Fastentuches bis es in der Karfreitagsmesse mit Getöse herabfällt.
Zu sehen und zu hören ist diese Geschichte in der neuen VR-Animation, die das Telgter Museumsteam zusammen mit Studierenden der Ruhruniversität Bochum, dem Digitalteam vom LWL und der Firma Lemonverse erarbeitet und umgesetzt hat. Es hat fast ein Jahr gedauert bis das Drehbuch geschrieben war, historische Hintergründe erarbeitet, die Tonaufnahmen im Studio produziert und die ganzen Figuren, Gebäude und Szenen virtuell erstellt und animiert waren. „Es ist eine virtuelle Realität, aber die handelnden Personen hat es ja wirklich gegeben“, so Museumsleiterin Dr. Anja Schöne. „Und die Brille ermöglicht visuelle Eindrücke und Erkenntnisse, die wir mit der Präsentation des Hungertuchs in der Vitrine nicht vermitteln können“. Das Besondere daran ist, dass sich die Nutzer direkt im Geschehen befinden. Um das Angebot auch für Menschen mit Sehschwäche nutzbar zu machen, kann der Text auch in Gebärdensprache gezeigt werden.
Ermöglicht wurde dieses faszinierende Vermittlungsangebot durch das LWL-Museumsamt für Westfalen. Seit August 2020 bieten das LWL-Medienzentrum und das LWL-Museumsamt mit dem Projekt „Digitalteam westfälische Museen“ ein innovatives Dienstleistungsangebot an. Ziel ist es, Museen praxisnah zu Digitalisierungsthemen engmaschig zu begleiten und sie durch Fördermöglichkeiten, Fortbildungen und umfassende Unterstützungsleistungen zu stärken. Gemeinsam mit mehreren Pilotmuseen entwickelt das Digitalteam beispielgebende Vermittlungsprojekte. Seit März 2022 ist das Museum Relígio als Pilotmuseum Teil des Projekts und hat für die mit inklusiven Elementen gestaltete VR-Anwendung „Telgter Hungertuch digital erleben“ eine Förderung des LWL-Museumsamtes in Höhe von über 35.000 Euro erhalten.
Die Ausschreibung gewonnen hat die Firma Lemonverse aus Münster. Die Firma ist spezialisiert auf die Erstellung interaktiver Lernwelten für Museen und Unternehmen. Die virtuelle Realität bietet dabei eine besondere Anschaulichkeit, die mit anderen Mitteln so nicht zu erreichen ist.
Die animierte Geschichte ist aktuell in zwei Brillen in der aktuellen Ausstellung „Glückwunsch – 90 Jahre Museumsgeschichte“ zu sehen, später werden diese vor dem Hungertuch direkt installiert.